Architektur / Ausstattung
Architektur und Ausstattung

Der Deutsche Kaiser

Wie ein Ozeandampfer liegt der Deutsche Kaiser inmitten der Stadt Bad Reichenhall vor Anker: ein architektonisches Flaggschiff der Gründerzeit. Mit seiner einheitlichen weißen, im Stile der Renaissance gehaltenen Fassade, erinnert das Anwesen an die großen Hotels des 19. Jahrhunderts – wie sie in vielen Kurorten mit Weltruf zu finden sind.

Das war nicht von Anfang an so, wie eine echte Diva hat sich die ehemalige Hotelanlage in den letzten 200 Jahren einigen Schönheitsoperationen unterziehen müssen. Am Anfang stand der schlichte bürgerliche Gasthof „Zum Löwen“ flankiert von Brauerei, Wagenremisen und Pferdeställen, den man 1834 nach dem Reichenhaller Stadtbrand direkt an die äußere Stadtmauer gebaut hatte. Bald schon erwies sich die Lage als Gewinn.

Keine fünfzig Jahre alt, wurde das bescheidene Anwesen vom Sog des gründerzeitlichen Baubooms erfasst, als Reichenhall sich zum Weltkurort im neuen Kaiserreich entwickelte.

Vom Brauereigasthof zum Grandhotel

Zügig erfolgte der radikale Umbau in den Jahren 1892-1894 unter Einbeziehung der Altbausubstanz, indem man den Urbau hufeisenförmig mit mächtigen Seitenflügeln zur Ludwigstraße und zur Poststraße umgab. Um ein Stockwerk erhöht, erhielt das Haus ein kupfergedecktes Mansarddach mit in Zink ornamentierten Dachgauben.

Die wohlproportionierte, einheitliche Architekturgliederung der Fassaden mit Fenstern und Pilastern spiegelt damals wie heute Eleganz und Größe des Hotels am Kaiserplatz wider, das von nun an den Namen „Hotel Deutscher Kaiser“ trug.

Im Erdgeschoss waren schon damals eine Reihe von Läden der verschiedensten Art untergebracht, die ein vielfältiges Warensortiment boten und damit dem Infrastrukturwandel des aufsteigenden Kurortes Rechnung trugen.

Visionen und Realität

Zwischen 1890-1914 befand sich Bad Reichenhall auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung und war dem Ziel des modernen Luxusbades kontinentaler Prägung so nah wie nie zuvor. Aus dem bescheidenen Kurort war für eine kurze Epoche eine Modellstadt geworden. Richtungsweisend war der imposante Umbau des Hotels Axelmannstein, der das Haus unter den Top 10 Hotels in Deutschland rangieren ließ.

Um mithalten zu können, entstand im Deutschen Kaiser ein neuer ehrgeiziger Umbauplan. Der Entwurf des Reichenhaller Architekten Karl Böhm aus dem Jahre 1906 zeigt den Deutschen Kaiser im Gewand des Jugendstils mit phantasievollen pagodenartigen Dachbekrönungen und floral verzierten Balkonen und Säulenloggien.

Der erste Weltkrieg hat das Projekt vereitelt und zu einer Sparversion geführt, indem das dritte Obergeschoss mit schlichten offenen Loggien versehen wurde. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Deutsche Kaiser ohne Bombenschäden und hat Dank behutsamer Sanierungen sein architektonisches Äußeres bis in die Gegenwart bewahren können.

Innenausstattung

Das Faszinierende am dem Gebäude Deutscher Kaiser ist die bis heute erhaltenen unveränderte Einheit von Außen und Innen.

Das architektonische Erscheinungsbild entspricht noch 1:1 der Innengliederung und Raumaufteilung des Hauses aus seiner Entstehungszeit, was eine Seltenheit ist.

Die oftmals bis zu 4 Meter hohen Räume sind allesamt durch kassettierte Flügeltüren miteinander verbunden. Die Einrichtung variabler Hotelsuiten war in der Gründerzeit den mit großer Entourage reisenden Gästen geschuldet.

Heute gewährt die Innenarchitektur interessante und individuell nutzbare Raumaufteilungen.

Zahlreiche kulturhistorische Details im Inneren des Gebäudes bewahren noch heute das Flair und die unverwechselbare Atmosphäre vergangener Tage. So gehören Jugendstil-Stuckdecken und Stabparkettböden in verschiedenen Hölzern sozusagen zur Grundausstattung des Hauses. Die unbelasteten Baumaterialien bieten zudem ein gesundes Raumklima.

Bei den jüngsten Sanierungsmaßnahmen wurde nach den statischen und brandschutztechnischen Ertüchtigungen das ursprüngliche Hotelinventar wieder eingebaut und aufgestellt. Aus diesem Fundus geben Lampen, Sitzgarnituren, vergoldete Spiegel und Bilderrahmen aus Münchner Werkstätten dem großen Treppenhaus mit Fluren und dem terrazzobelegten Foyer eine ganz besondere Note.